Finanzielle Freiheit in der Schweiz als Selbständiger – mein kompakter (und doch kompletter) Investing Guide

Wenn Du ähnlich tickst wie ich, dann war nicht Geld, sondern Freiheit, der grösste Ansporn der Dich in das Abenteuer Selbständigkeit getrieben hat.

Irgendwann wurde mir aber bewusst:

Nur finanzielle Freiheit ist richtige Freiheit.

Freiheit, die Aufträge und Kunden (und damit Geld) ablehnen zu können, die nicht 100%ig zu meinen Interessen, Stärken und Werten passen. Damit ich mich dafür auf Projekte konzentrieren kann, für die ich richtig brenne.

Es wurde also Zeit, das Thema Vermögensaufbau und Investing anzugehen und für mich zu klären.

Dazu habe ich einige der bekanntesten Klassiker plus modernen Bestseller gelesen:

Dieser Artikel ist im Prinzip eine Zusammenfassung der Erkenntnisse aus all diesen Büchern (und natürlich unzähligen Blog Artikeln und YouTube Videos), eben halt speziell aus meiner Sicht eines Selbständigen in der Schweiz.

Ich selber bin kein Investing Experte und nichts in diesem Artikel habe ich mir also selber ausgedacht 😉

Aber ich denke, ich habe genug von den richtigen schlauen Köpfen gelernt, um den besten Ansatz zu finden.

Die wichtigste Erkenntnis:

Das Thema Investing ist einer der wenigen Bereiche im Leben, wo die simpelste Strategie mit dem kleinstmöglichen Aufwand den grössten Erfolg bringt (also tatsächlich je mehr Aufwand und Kosten Du investierst, desto schlechter wird Deine Rendite).

Jetzt ohne ein Geheimnis daraus zu machen:

Im Prinzip läuft es immer auf das gleiche heraus.

Der Rat ist:

Vergiss aktiv verwaltete Investmentfonds, Day Trading und das selber Auswählen von einzelnen Aktien.

Investiere in passive ETFs (Exchange Traded Funds) und Obligationen mit einem Zeithorizont von mindestens 10 Jahren. Klassisches „Buy and Hold“.

Wie das jetzt für uns in der Schweiz genau aussieht und funktioniert, schauen wir uns in diesem Artikel an.

Falls Du es genauer wissen willst (oder Du Dich überhaupt erst einmal von ETFs überzeugen lassen musst), dann empfehle ich diese 2 Bücher, die praktisch alles nötige Wissen abdecken und genau zeigen, warum und wie man investieren sollte:

Als optionale Ergänzung kann ich diese Bücher empfehlen:

Die anderen Büchern sind keineswegs schlecht, aber einfach nicht unbedingt nötig. Hier eine ergänzende Einschätzung von mir zu den wohl 2 grössten Klassikern:

  • The Intelligent Investor by Benjamin Graham: Die Bibel unter den Investing Büchern vom Mentor von Warren Buffett. Der Haupttext ist von 1972, zu jedem Kapitel gibt es eine Zusammenfassung und Kommentar vom Finanzjournalisten Jason Zweig von 2003. Grundsätzlich sehr lesenswert, aber eher etwas zu technisch, weil es im Buch darum ging, sein Portfolio aus Aktien selber zusammenzustellen (eben weil der erste ETF erst 1975 aufgelegt wurde). Benjamin Graham würde aber (wie auch Jason Zweig in den Kommentaren erläutert) heute wohl auch ETFs empfehlen. Zumindest hat er kurz vor seinem Tod in einem Interview eingeräumt, dass er seinen Ansatz nicht mehr uneingeschränkt empfehlen kann – und das war noch 1976.
  • A Random Walk Down Wall Street by Burton G. Malkiel: Geht ebenfalls sehr in die Tiefe und erklärt z.B. auch modernere Strategien wie Smart Beta oder Faktor-Investing. Wobei die Empfehlung ist schlussendlich immer: ETFs. Wer tiefer in die Materie einsteigen will und sich auch erst noch mit alternativen Strategien auseinandersetzen will, ist mit diesem Buch aber bestens bedient.

Apropos Warren Buffett: Auch er empfiehlt übrigens die ETF Strategie (Nebenbemerkung: Ein Indexfonds funktioniert prinzipiell genau gleich wie ein ETF):

My money, I should add, is where my mouth is: What I advise here is essentially identical to certain instructions I’ve laid out in my will. One bequest provides that cash will be delivered to a trustee for my wife’s benefit. (I have to use cash for individual bequests, because all of my Berkshire shares will be fully distributed to certain philanthropic organizations over the ten years following the closing of my estate.) My advice to the trustee could not be more simple: Put 10% of the cash in short-term government bonds and 90% in a very low-cost S&P 500 index fund. (I suggest Vanguard’s.) I believe the trust’s long-term results from this policy will be superior to those attained by most investors – whether pension funds, institutions or individuals – who employ high-fee managers.

Warren Buffett im Brief an die Aktionäre von Berkshire Hathaway Inc. (2013)

Bevor wir uns ans Investieren machen, müssen wir uns zuerst einmal genauer Gedanken über unser finanzielles Ziel machen:

Wann bist Du finanziell frei? Die 4%-Regel

Die 4%-Regel geht auf eine bekannte Studie von 3 Professoren von 1998 zurück. Darin kam das Team zum Schluss, dass man von einem Portfolio bestehend aus 50/50 Aktien/Obligationen über einen Zeitraum von 30 Jahren, jedes Jahr 4% rausnehmen kann, und nach den 30 Jahren immer noch Geld übrig hat (plus die 4% werden jedes Jahr um 3% erhöht, um die Inflation auszugleichen).

Diese Rechnung haben sie rückwirkend für alle historischen Marktentwicklungen startend von 1925 bis 1995 gemacht. Während bei einigen Startjahren das Geld nach 30 Jahren beinahe aufgebraucht wurde, hatte man bei den meisten Startjahren mehr Geld als zu Beginn (in den besten Fällen sogar über 5 mal mehr!).

Jetzt einfach fürs Protokoll:

Die 4%-Regel ist nur eine Faustregel, die liebend gerne kritisiert und „debunked“ wird.

Der grösste Faktor ob die Rechnung aufgeht, ist die Marktentwicklung in den ersten Jahren, wenn Du Dir die 4% auszahlst (wie das Ergebnis der Studie ja aufzeigt).

Es ist eigentlich sehr simpel: Wenn der Markt weniger als 4% gemacht hat, und Du trotzdem 4% auszahlst, dann nimmst Du natürlich entsprechend von Deinem Kapital.

Umgekehrt wenn der Markt überdurchschnittlich gewachsen ist, dann gibt das natürlich einen starken Schub dank dem Zinseszins-Effekt.

Sprich:

Es ist also schlicht etwas gesunder Menschenverstand und Flexibilität angesagt, wenn man beginnt sich seine „Rente“ auszuzahlen (also eben in schlechten Zeiten nicht stur 4% auszahlen und damit das Kapital anzapfen).

Als Tipp: Mit dem Tool FICalc kannst Du mit verschiedenen Auszahlungsstrategien herumspielen, damit Dir das Geld nie ausgeht.

Diese 4%-Regel steht also praktisch für das Ziel „finanzielle Freiheit“ (oder „Fuck-you Money“, wie es hier auf YouTube John Goodman im Film „The Gambler“ so schön erklärt ;-)), und ist entsprechend auch in der FIRE-Bewegung („Financial Independence, Retire Early“) zentrales Thema.

Jetzt:

4% umgerechnet bedeutet, Du brauchst das 25-fache Deiner jährlichen Ausgaben als Kapital.

Rechnen wir ein konkretes Beispiel:

Nehmen wir an, Du brauchst (oder willst) monatlich 6800.- (der ungefähre Medianlohn in der Schweiz). Das wären 81’600.- pro Jahr. Für das benötigte Kapital rechnest Du das mal 25 = 2’040’000.-.

Wenn Du also gut 2 Millionen Franken investiert hast, kannst Du Dir (im Schnitt) jedes Jahr etwas über 80’000.- auszahlen, ohne dass Du jemals Deine 2 Millionen Kapital verbrauchen musst.

Die 4%-Regel ist also ein guter Anhaltspunkt, damit wir ein konkretes Ziel für unsere finanzielle Freiheit haben.

Wie lange brauchst Du bis zur finanziellen Freiheit?

Jetzt weisst Du, wie viel Kapital Du für die finanzielle Freiheit brauchst.

Dann ist die nächste Frage: Wie lange brauchst Du, um Dein Ziel zu erreichen?

Neben dem Zinssatz (also der jährlichen erwarteten Rendite) ist der wichtigste Faktor Deine Sparrate (also wie viel Du pro Monat sparen/investieren kannst).

Das ganze kannst Du relativ einfach selber mit einem Sparrechner wie z.B. diesem hier berechnen (Du möchtest in diesem Fall die „Laufzeit“ berechnen).

Spielen wir einmal 2 Szenarien durch, um ein Gefühl dafür zu bekommen (wir rechnen jetzt einmal damit, dass der Markt pro Jahr 7% Rendite abwirft – der Zinseszins-Effekt ist hier also bereits eingerechnet):

  • Ziel Kapital 2’000’000.-:
    • Sparrate 200.-/Monat: 58,50 Jahre
    • Sparrate 500.-/Monat: 45,73 Jahre
    • Sparrate 1’000.-/Monat: 36,38 Jahre
    • Sparrate 2’000.-/Monat: 27,53 Jahre
    • Sparrate 3’000.-/Monat: 22,74 Jahre
    • Sparrate 4’000.-/Monat: 19,56 Jahre
    • Sparrate 5’000.-/Monat: 17,25 Jahre
  • Ziel Kapital 1’000’000.-:
    • Sparrate 200.-/Monat: 48,81 Jahre
    • Sparrate 500.-/Monat: 36,38 Jahre
    • Sparrate 1’000.-/Monat: 27,53 Jahre
    • Sparrate 2’000.-/Monat: 19,56 Jahre
    • Sparrate 3’000.-/Monat: 15,47 Jahre
    • Sparrate 4’000.-/Monat: 12,89 Jahre
    • Sparrate 5’000.-/Monat: 11,08 Jahre

Du siehst: 10 Jahre sind beim Investieren kein langer Zeithorizont.

Aber was in 20-30 Jahren machbar ist, ist dank dem Zinseszins eindrücklich. Albert Einstein nannte den Zinseszins nicht umsonst das 8. Weltwunder.

Die finanzielle Freiheit scheint unerreichbar?

Falls der von Dir berechnete Betrag für die finanzielle Freiheit vor der Pensionierung nicht erreichbar erscheint, dann zumindest als Entwarnung für die reguläre Rente:

Durch die Altersrente der AHV (plus natürlich BVG / 2. Säule falls vorhanden) die Du erhalten wirst, muss Dein Kapital nur noch den Restbetrag abwerfen.

Die maximale AHV-Rente ist für Einzelpersonen 2450.- pro Monat (für Ehepaare 3675.-). Runden wir der einfachheitshalber etwas ab, dann wäre das pro Jahr 29’000.- (bzw. für Ehepaare 44’000.-).

Das heisst:

  • Eine Einzelperson braucht 81’600.- – 29’000.- = 52’600.- pro Jahr.
    Das heisst das benötigte Kapital ist 52’600.- * 25 = 1’315’000.-
  • Ein Ehepaar braucht 81’600.- – 44’000.- = 37’600.- pro Jahr.
    Das heisst das benötigte Kapital ist 37’600.- * 25 = 940’000.-

Das ist natürlich je nach Situation und Alter immer noch ein stolzer Betrag.

Mit dem Medianlohn von 6800.- haben wir aber natürlich auch ein sportliches Ziel als Beispiel genommen.

Den grössten Einfluss auf die finanzielle Freiheit hat also natürlich schlicht der eigene Lebensstandard. Je sparsamer (oder eben frugal, wie die Frugalisten der FIRE-Bewegung genannt werden) Du lebst, desto kleiner das benötigte Kapital.

Um es zu verdeutlichen:

Je 10’000.- pro Jahr die man braucht, braucht man 250’000.- Kapital, um finanziell frei zu sein.

Wichtig als Erinnerung und Kontext: Diese Rechnung basiert auf der 4%-Regel, also einer jährlichen Entnahme von 4%. Wenn der Markt sich aber (wie häufig in der Vergangenheit) besser entwickelt und Du 5-8% entnehmen kannst, ohne das Kapital anschneiden zu müssen, dann brauchst Du deutlich weniger Kapital um Deine Ziel-Rente zu erreichen.

Beispiel: Ziel-Rente 80’000.- pro Jahr:
Bei 4% brauchst Du eben die 2’000’000.- Kapital.
Bei 5% brauchst Du nur noch 1’600’000.- Kapital.
Bei 6% brauchst Du 1’333’333.- Kapital.
Bei 7% brauchst Du 1’142’858.- Kapital.
Bei 8% brauchst Du 1’000’000.- Kapital.

Ich denke, Du erkennst das Potenzial. Wie schon oben zur 4%-Regel erklärt: Du musst dabei flexibel bleiben. Ich würde definitiv nicht von Anfang an mit 5-8% Entnahme rechnen.

Bevor wir uns weiter Gedanken um die finanzielle Freiheit und das konkrete Investieren machen, gibt es noch einen Zwischenstopp:

Notgroschen ansparen

Der Notgroschen ist dafür da, dass Du bei einem finanziellen Notfall (z.B. grössere Arzt/Spital Rechnung, wichtiger Kunde springt ab, überraschende Autoreparatur, etc.) nicht gleich Teile von Deinem Kapital/ETF zu einem allenfalls schlechten Kurs verkaufen musst.

Und generell, dass Du Nachts ruhiger schlafen kannst.

Allgemein wird empfohlen, dass man das 3- bis 6-fache seiner monatlichen Ausgaben für Notfälle flüssig auf der Seite haben sollte (also auf einem ganz normalen Sparkonto).

Ich persönlich bin da auf der konservativen Seite und habe für mich das 6-fache auf der Seite.

Säule 3a

Die meisten Selbständigen / Einzelfirmen haben keine 2. Säule/BVG/Pensionskasse (hier eine Übersicht über die 3 Säulen speziell als Selbständiger / Einzelfirma).

Wenn man keine 2. Säule hat, darf man bis zu 20% des Erwerbseinkommens (also Gewinn der Einzelfirma), bis zu einem Maximalbetrag von 35’280 CHF (Stand 2024) pro Jahr in die Säule 3a einzahlen (anstatt nur 7’056.- als Angestellter).

Zahlungen in die Säule 3a haben den grossen Vorteil, dass Du sie von den Steuern abziehen kannst. Dafür kannst Du Dein Geld frühestens ab 60 Jahren (oder als Ausnahme beim Wohungs-/Hauskauf) beziehen.

Wenn Du also finanzielle Freiheit vor der Pensionierung anstrebst, solltest Du nicht Dein ganzes Erspartes in die Säule 3a einzahlen. Sonst kommst Du eben gar nicht mehr an Dein Geld ran.

Jetzt der Punkt ist:

Für die Säule 3a musst Du bekanntlich einen entsprechenden Anbieter haben, und kannst nicht einfach nach eigenem Gutdünken in ETFs und Obligationen investieren.

Und diese klassischen Anbieter (also Banken und Versicherungen) haben tendenziell relativ hohe jährliche Verwaltungsgebühren von im Schnitt knapp über 1%, weil es üblicherweise klassische aktiv verwaltete Aktienfonds sind (anstatt den günstigeren passiven ETFs).

Hinweis: Diese Gebühren sind basierend auf Deinem verwalteten Kapital. Also z.B. bei einem Vermögen von 100’000.- sind 1% eine jährliche Gebühr von 1’000.-.

Seit einigen Jahren gibt es aber einige moderne Anbieter, welche für deutlich tiefere Gebühren Dein Geld (sowohl Säule 3a als auch freies Vermögen) eben in passive ETFs investiert.

Und das sind die sogenannten Robo Advisor:

Schweizer Robo Advisor – für Säule 3a und auch Dein freies Vermögen

Die Robo Advisor nehmen Dir die Auswahl und Kauf der ETFs (und allenfalls Obligationen, Immobilien-ETFs/REITs oder Edelmetallen) basierend auf Deinem gewünschten Risikoprofil komplett ab.

Dadurch dass das Geld eben automatisiert durch den Robo Advisor (und nicht wie bei aktiv verwalteten Aktienfonds durch teure Finanzberater und -spezialisten) investiert wird, haben Robo Advisor deutlich günstigere Gebühren.

Ein paar Anmerkungen dazu:

  1. Die meisten Robo Advisor bieten sowohl eine Lösung für die Säule 3a und das freie Vermögen.
  2. Die Gebühren bestehen normalerweise aus den Gebühren für den Robo Advisor selbst, sowie den effektiven Kosten für die ETFs (die sogenannte Total Expense Ratio, kurz TER).
  3. Die Gebühren werden teilweise günstiger, je mehr Vermögen Du investiert hast.
  4. Die Gebühren sind beim gleichen Anbieter für das freie Vermögen teilweise teurer als für die Säule 3a.

Hier die meines Wissens bekanntesten Schweizer Robo Advisor und deren Gebühren (Hinweis: Das ist keine Rangliste, da die Gebühren nicht so einfach direkt verglichen werden können. Plus solltest Du bei Bedarf natürlich selber auf deren Websites die aktuellen Gebühren prüfen und Dir generell ein Bild von den Anbietern machen.):

  • True Wealth:
    • Säule 3a: ~0.20% (für die Säule 3a zahlst Du nur die effektiven ETF Kosten, keine Gebühr für True Wealth selber)
    • Freies Vermögen: ~0.65% (ab CHF 500’000 sinkt es schrittweise von 0.64% bis 0.40%)
  • finpension:
    • Säule 3a: ~0.39% (für die Säule 3a zahlst Du nur die Robo Advisor Gebühren, da sie hier durch eine Stiftung getragene ETFs/Fonds mit 0% Gebühren einsetzen)
    • Freies Vermögen: ~0.49%
  • Selma: 0.68% (<50’000.-), 0.55% (50’000-150’000), 0.47% (150’000 – 500’000), 0.42% (>500’000)
  • Kaspar&: 0.85% (bis ~85’000), ab ~250’000.- 0.55% (speziell bekannt geworden, weil Du bei Zahlungen mit ihrer Kreditkarte automatisch einen kleinen Aufrundungsbetrag investieren kannst – Beispiel: Der Kaffee kostet 4.20, Du zahlst 5.00 und die zusätzlichen 0.80 werden automatisch in Dein Konto investiert)
  • VIAC: 0.00% – 0.44% (es ist mir ehrlich gesagt trotz Lesen der FAQ ein Rätsel, wie hoch die Gebühren genau sind und wie diese berechnet werden – was mir einerseits sehr unsymphatisch ist, andererseits bezweifle ich, das es tatsächlich viel weniger als 0.44% ist)
  • frankly (bietet nur Säule 3a, kein freies Vermögen): 0.44%
  • findependent (bietet nur freies Vermögen, keine Säule 3a): 0.62% bis 0.51%

Als Vergleich zur oben erwähnten 1% Verwaltungsgebühr sind z.B. die 0.40% bei 100’000.- eine jährliche Gebühr von 400.-, was also deutlich günstiger als die ~1000.- bei Banken ist (und Geld, dass Du dann wieder anlegen und für Dich arbeiten lassen kannst).

Und wer denkt, dass der Unterschied gar nicht so gross ist: Jährlich 600.- über einen Anlagezeitraum von 20 Jahren bedeutet: 12’000.- (=20 Jahre x 600.-) plus mit einer konservativen Rendite von 5% zusätzlich entgangene 8’552.- dank Zins und Zinseszins, also total über 20’000.-!

Ich habe mein Säule 3a Konto bei True Wealth gemacht. Einerseits weil es eben die günstigste Lösung ist, andererseits hat es mich von den verschiedenen Robo Advisorn generell angesprochen und ist einer der ältesten und etabliertesten Robo Advisor Anbietern.

Aber:

Für mein freies Vermögen nutze ich keinen Robo Advisor.

Denn:

Da das Investieren in ETFs wirklich simpel ist (und es keinerlei Garantie gibt, dass die Auswahl/Mix der ETFs vom Robo Advisor erfolgreicher ist), mache ich es lieber selber und spare mir die jährlichen Verwaltungsgebühren komplett.

Und wie genau?

Dafür brauchst Du einfach einen Online Broker:

Der beste Online Broker für Schweizer

Wie schon erwähnt:

Online Broker sind im Vergleich zu den Robo Advisorn noch günstiger, weil anstatt einer prozentualen Gebühr basierend auf Deinem Vermögen, bezahlst Du lediglich fixe Kosten (z.B. Depotgebühren oder Transaktionskosten für den ETF Kauf – die prozentuale TER für den ETF selbst musst Du natürlich weiterhin bezahlen).

Aber gleich als Warnung:

Es gibt preislich grosse Unterschiede zwischen den verschiedenen Online Brokern.

Ich mache hier keinen eigenen aufwändigen Vergleich, sondern verweise dafür gerne auf diesen Artikel von Mustachian Post (wobei Du natürlich auch hier Deine Hausaufgaben machen und die verschiedenen Anbieter gemäss Deinen Bedürfnissen vergleichen solltest).

Kurz gesagt:

Interactive Brokers (IBKR) gilt weitherum als bester und günstigster Online Broker für Schweizer (und auch ich persönlich habe mich entsprechend für Interactive Brokers entschieden).

Die ETF Investing Strategie: Wie sieht ein ETF Portfolio aus und welchen ETF solltest Du wählen?

Ein paar Worte zu Vanguard & dem Gründer John Bogle

Wenn Du zu ETFs recherchierst, dann wirst Du früher oder später automatisch über den Anbieter Vanguard stolpern.

Der Gründer John Clifton „Jack“ Bogle gilt als Erfinder des Indexfonds/ETFs und hat Vanguard 1975 gegründet, um Privatinvestoren eben die Möglichkeit zu geben, in ETFs zu investieren.

Jetzt wichtig zu wissen ist, dass Vanguard kein gewinnorientiertes Unternehmen ist. Vanguard ist im Besitz der Vanguard Fonds/ETFs.

Das heisst:

Wenn Du in einen Vanguard ETF investierst, bist Du indirekt Mitbesitzer von Vanguard selbst. Deine Ziele und die Ziele von Vanguard sind darum genau die selben (möglichst geringe Kosten/Gebühren).

Diese Konstellation ist einzigartig im Investment Bereich.

Kein Wunder also, dass sich um den 2019 verstorbenen John Bogle und seine Investing Philosophien eine eigene Bewegung gegründet hat: Die Bogleheads.

Für den wichtigsten ETF in Deinem Portfolio (den globalen ETF, wie Du gleich sehen wirst) würde ich darum definitiv einen ETF von Vanguard empfehlen.

Das Boglehead Portfolio mit drei ETFs

Die Grundstrategie ist im Buch Millionaire Teacher by Andrew Hallam sehr gut beschrieben. Hier auf der Bogleheads Website findest Du aber auch eine gute Zusammenfassung.

Und auf Mustachian Post findest Du eine ausführliche Erklärung, wie so ein Bogleheads Portfolio speziell für Schweizer Anleger zusammengestellt werden könnte.

Das Boglehead Portfolio mit drei ETFs kurz zusammengefasst: Du hast lediglich 3 verschiedene ETFs in Deinem Portfolio:

  1. Globaler ETF
  2. Heimmarkt ETF (also Schweiz für uns)
  3. Heimmarkt Obligationen ETF (wieder Schweiz für uns)

Verhältnis von ETFs und Obligationen (und allenfalls Immobilien ETFs / REITs)

Grundsätzlich gilt:

ETFs bieten langfristig die bessere Rendite, sind dafür aber deutlich volatiler/risikoreicher als Obligationen. Darum wird geraten, je näher man an der Rente ist, mehr in Obligationen zu investieren. Eben um das Risiko zu reduzieren, ETFs in schlechten Zeiten verkaufen zu müssen.

Zum konkret empfohlenen Verhältnis gibt es verschiedene Empfehlungen. Hier einige Beispiele:

  • Bekannteste Faustregel: Dein Alter in Obligationen und den Rest in ETFs (also wenn Du 45 bist, 45% Obligationen und 55% ETFs). Das ist relativ konservativ, weswegen es teilweise auch als Alter minus 10 oder minus 20 empfohlen wird (also mit 45 35% oder 25% Obligationen).
  • Siehe das Warren Buffett Zitat am Anfang des Artikels: 90% ETF, 10% Obligationen
  • Millionaire Teacher The Nine Rules of Wealth You Should Have Learned in School by Andrew Hallam: Der Autor erwähnt eben die Faustregel, ansonsten zeigt er eben die oben erwähnte Bogleheads Strategie. Am Beispiel von einem Kanadier (also wenn man eben nicht in den USA ist und so automatisch den grössten Teil in seinem Heimmarkt angelegt hat):
    • 20% US ETF
    • 20% kanadischer ETF
    • 20% globaler ETF (ohne US/Kanada)
    • 40% kanadischer Obligationen ETF
  • The Intelligent Investor by Benjamin Graham:
    • Maximal 75/25: Bis zu 75% Aktien/ETFs, wenn der Markt unterbewertet scheint, oder bis zu 75% Obligationen wenn der Markt überbewertet scheint. Als Hinweis: Ich persönlich würde nicht versuchen den Markt einzuschätzen… 😉
  • A Random Walk Down Wall Street by Burton G. Malkiel:
    • Hier hat der Autor 4 Beispiel Portfolios nach Alter präsentiert:
      • Mitte 20:
        • 70% ETFs
        • 15% Obligationen
        • 10% Immobilien ETFs (REITs)
        • 5% Cash (bzw. Obligationen mit Laufzeit von ~1 Jahr)
      • Ende 30 bis anfang 40:
        • 65% ETFs
        • 20% Obligationen
        • 10% Immobilien ETFs (REITs)
        • 5% Cash (bzw. Obligationen mit Laufzeit von ~1 Jahr)
      • Mitte 50:
        • 55% ETFs
        • 27,5% Obligationen
        • 12,5% Immobilien ETFs (REITs)
        • 5% Cash (bzw. Obligationen mit Laufzeit von ~1 Jahr)
      • Ende 60:
        • 40% ETFs
        • 35% Obligationen
        • 15% Immobilien ETFs (REITs)
        • 10% Cash (bzw. Obligationen mit Laufzeit von ~1 Jahr)
  • The Simple Path to Wealth by J. L. Collins: Hier macht der Autor eine simple Empfehlung zwischen 2 Portfolios:
    • „The Wealth Accumulation Portfolio“, das „Vermögensaufbau-Portfolio“ (solange Du Geld verdienst und aktiv regelmässig investierst):
      • 100% ETF
    • „The Wealth Preservation Portfolio“, das „Vermögenserhaltungs-Portfolio“ (sobald Du in Rente gehst):
      • ~75% ETF
      • ~20% Obligationen ETF
      • ~5% Geld (auf dem Bankkonto)
  • Money Master the Game: 7 Simple Steps to Financial Freedom by Tony Robbins: Hier stellt Tony Robbins die Portfolio Empfehlung von Ray Dalio vor, welcher einen der grössten Hedgefonds der Welt erfolgreich führt (Hinweis: Dieses Portfolio ist wie man sieht auf möglichst geringe Verluste ausgelegt, also auch eher ein „Vermögenserhaltungs-Portfolio“):
    • 30% Aktien/ETFs
    • 15% mittelfristige US-Staatsanleihen/Obligationen
    • 40% langfristige US-Staatsanleihen/Obligationen
    • 7,5% Gold
    • 7,5% Rohstoffe

Grundsätzlich sind das alles Richtlinien und niemand kann vorhersagen, welcher Portfolio Mix in Zukunft die beste Rendite bringen wird.

Solange Du Dich aber an die grundlegende Bogleheads ETF Strategie hältst, dürften die Unterschiede minimal sein.

Ich persönlich habe mein Portfolio mit folgenden ETFs zusammengestellt (als Kontext, ich bin ~38 Jahre alt):

Meine Gedanken dazu:

  • Ja, der Schweizer ETF überschneidet sich mit dem globalen ETF (da im globalen ETF natürlich auch Schweizer Aktien drin sind). Aber der Punkt ist gezielt etwas „Home Bias“ aufzubauen und damit auch das Fremdwährungsrisiko etwas zu reduzieren. Dadurch dass der Schweizer Markt weltweit gesehen sehr klein ist (mit einem Anteil von ca. 2.5% im globalen ETF), habe ich den Schweizer ETF mit 10% relativ klein gehalten, um die „Home Bias“ nicht zu stark zu machen (es soll ja grundsätzlich natürlich realistisch gewichtet und diversifiziert bleiben).
  • Dadurch dass ich ja noch die Säule 3a bei True Wealth habe, das automatisch eher schweizlastig diversifiziert ist, bin ich in meinem freien Vermögen etwas mutiger/aggressiver global unterwegs. Wobei es relativ gesehen immer noch sehr ausgeglichen ist. Es gibt Leute, die zu 90-100% voll auf den globalen Vanguard ETF setzen (was aber über einen Investitionshorizont von 20-30 Jahren durchaus auch eine valide Strategie ist).
  • Die 10% Obligationen sind nicht in Stein gemeisselt. Obligationen bieten aktuell kaum Rendite. In der nächsten Krise wenn der Markt wieder einbricht, kann ich diesen Anteil reduzieren und damit günstig ETFs nachkaufen.
  • Wenn es dann Richtung Rente geht, würde ich den Aktien/ETF Anteil schon reduzieren. Da Obligationen aber wie gesagt kaum Rendite abwerfen, würde ich wohl eher Immobilien ETFs / REITs ins Portfolio aufnehmen, anstatt alles nur in Obligationen zu stecken. Kann ich jetzt aber natürlich noch nicht abschliessend beurteilen.

UPDATE 18.8.2024: Ich habe im Moment 100% im globalen VT ETF (bis auf die Aktien und Kryptowährungen, die vor Entstehung dieses Artikels gekauft wurden). Wie gesagt, Obligationen rentieren aktuell nicht wirklich, plus ist mein Anlagehorizont über 20 Jahre. Und im Robo Advisor für die Säule 3a habe ich bereits eine „Home Bias“. Ich halte es also aktuell so simpel wie möglich.

Rebalancing: Was machst Du, wenn das Verhältnis zwischen den ETFs und Obligationen nicht mehr stimmt?

Relativ simpel:

Wenn Du Geld investierst, dann investierst Du einfach in die Anlage, die aktuell (gemäss Deinem definierten Ziel %-Anteil) zu klein ist.

Falls das nicht mehr reicht, weil der Unterschied zu gross ist, dann verkaufst Du einfach etwas von der zu grossen Anlage und kaufst die andere Anlage nach.

Dieses „Rebalancing“ kann gemäss Studien sogar helfen die Rendite (minimalst) zu verbessern, eben weil Du tendenziell hoch verkaufst und günstig nachkaufst.

Es reicht übrigens dieses „Rebalancing“ einmal pro Jahr zu machen, um die Transaktionskosten tief zu halten.

Das leidige Thema Steuern

Auch hier muss ich das Thema nicht extra aufrollen, im Blog Mustachian Post (den ich jetzt zum dritten Mal in diesem Artikel verlinke) wird das ebenfalls ausführlich erklärt:

Schweizer Steuerleitfaden für Investoren in ETFs (USA, Europa, Irland usw.)

FAQ – Was Du Dich vielleicht noch fragst…

„Ich will aber in Aktien und Kryptowährungen investieren!“

Wenn Du es wirklich nicht lassen kannst, und in einzelne Aktien oder Kryptowährungen investieren (spekulieren?) willst, dann mach das nur mit einem kleinen Teil Deines Gesamtvermögen (z.B. ca. 10% vom Gesamtvermögen).

Aber ganz wichtig: Es ist Dein Geld, und Du musst nicht alles 100% „rational“ investieren. Wenn Du Spass dabei hast und ehrlich zu Dir bist, darfst Du natürlich ohne schlechtes Gewissen in alles investieren was Du willst. Da bin ich ganz undogmatisch (und ich habe selber auch in einzelne Aktien investiert, bevor ich das Thema mit diesem Artikel fundiert angegangen bin 😉 ).

„Lohnt sich Gold als Anlage?“

Kurze Antwort: Nein.

Ein simples Rechenbeispiel verdeutlicht das (aus Millionaire Teacher by Andrew Hallam):

Stell Dir vor, Du hättest im Jahr 1801 nur CHF 1.- in Gold investiert. Was denkst Du, wäre es 2011 wert?

Mach doch kurz eine Schätzung, bevor Du hier klickst und die Antwort anschaust 😉

Enttäuschende CHF 73.-!

OK, und was denkst Du wäre aus CHF 1.- über den gleichen Zeitraum geworden, wenn Du es stattdessen in US Aktien investiert hättest?

Hier die Antwort

Unglaubliche CHF 10’150’000.-!

„Sind Aktien die Dividenden auszahlen besser?“

Kurze Antwort: Nein.

Es mag sich vielleicht psychologisch besser anfühlen, wenn man Dividenden ausbezahlt bekommt. Aber ob die Wertsteigerung über Dividenden oder über grösser steigende Aktienkurse kommt, ist im Prinzip irrelevant (Dividenden kommen nicht aus dem Nichts – mehr Dividenden bedeutet automatisch weniger Kursgewinn).

Bzw. in der Schweiz sind Dividenden sogar eher ein Nachteil, weil diese versteuert werden müssen (im Gegensatz zu Kapitalgewinnen, also steigenden Aktienkursen – was übrigens ein unglaublich wertvolles Privileg für uns private Investoren in der Schweiz ist!).

Siehe z.B. dieses Video hier:

„Bist Du Finanzberater?“

Nein, dieser Artikel ist natürlich keine finanzielle Beratung 😉

Aber er sollte Dir eine kompakte Übersicht und bei Bedarf Wegweiser zu allen nötigen weiterführenden Informationen sein.

✔ Und damit wäre das Thema Vermögensaufbau & Investing ein für alle mal abgehakt!

Michael Brütsch

Selbständiger Einzelkämpfer, mit dem Drang zum stetigen Lernen, Dingen auf den Grund zu gehen und komplexe Probleme zu lösen.

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